Auf der diesjährigen Fahrradmesse in Stuttgart, Deutschland, wurden Spezialangebote präsentiert, da Branchenakteure versuchten, ihre Bestände zu entladen. Steile Rabatte für brandneue Modelle deuten auf die Turbulenzen in der Branche hin, da der durch die Pandemie angeheizte Fahrradboom nachgelassen hat. Preisnachlässe von 20 bis 30 Prozent waren auf der Veranstaltung in der südwestdeutschen Stadt nicht unüblich, da Verkäufer überschüssige Bestände angesichts rückläufiger Nachfrage loswerden wollten. Die Tage, in denen COVID-bedingte Schließungen zu einem Anstieg der Fahrradverkäufe führten, sind längst vorbei, da die Menschen nach mehr Outdoor-Aktivitäten suchten oder versuchten, öffentliche Verkehrsmittel zu vermeiden.
Bei Electrolyte, einem Unternehmen, das individuelle Elektrofahrräder in Süddeutschland herstellt, stiegen die Bestellungen während der Pandemie um 50 Prozent, und Kunden sahen sich aufgrund von Störungen in den globalen Lieferketten monatelangen Wartezeiten gegenüber. Heute ist die Stimmung jedoch sehr unterschiedlich, da der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie die hohe Inflation die Menschen dazu veranlassen, zweimal darüber nachzudenken, bevor sie ihr Geld ausgeben. Der Umsatz des Unternehmens ging letztes Jahr um 15 Prozent zurück, was auf die Veränderungen auf dem Markt und die rückläufige Nachfrage zurückzuführen ist. Der Präsident des deutschen Fahrradindustrieverbandes ZIV erwartet, dass 2024 ein “schwieriges” Jahr für die Branche sein wird.
Die gestiegene Nachfrage nach Fahrrädern während der Pandemie und die Befürchtung vor zukünftigen Problemen in den Lieferketten veranlassten viele Branchenakteure, ihre Bestellungen während des Booms zu erhöhen. Der Nachfragerückgang hat zwangsläufig zu Überbeständen geführt, sodass Hersteller und Einzelhändler kaum eine andere Wahl hatten, als auf Rabatte zurückzugreifen. Die Branche hat bereits Opfer gefordert, darunter die Insolvenz des niederländischen E-Bike-Herstellers VanMoof und des deutschen Unternehmens Internetstores mit seinen Online-Shops. Trotzdem äußerten Branchenexperten Optimismus für die Zukunft und erwarten, dass der Markt sich bis Ende 2024, Anfang 2025 stark erholen wird, da er immer noch größer ist als vor der Pandemie.