Die baden-württembergische Region mit der Hauptstadt Stuttgart gilt als die weltweit autozentrischste Region. Hier fuhr Bertha Benz das erste Daimler-Modell und beherbergt bis heute Unternehmen wie Mercedes, Porsche sowie Zulieferer wie Bosch oder Mahle. Das Herzschlagzentrum der deutschen Automobilindustrie lässt sich hier am stärksten spüren und hat bisher Verbrennungsmotoren- und Dieseltechnologie durch seine Adern transportiert. Doch dies soll sich ändern, aufgrund von Akteuren wie Tesla, die Kalifornien zu einem Zentrum der Elektroautoherstellung und Innovation machen. Zudem verschärfen die EU und Regulierungsbehörden in Peking zunehmend ihre Emissionsregeln, und seit Volkswagen beim Betrug erwischt wurde, steht die gesamte (deutsche) Industrie unter Beobachtung.
In diesem Klima veranstaltete Clean Energy Wire eine Medientour, bei der eine internationale Gruppe von Journalisten nach Stuttgart reiste, um zu erfahren, wo die Deutschen stehen, wenn es um den Übergang im Verkehrssektor geht. Die Reporterin Nora Manthey berichtete über die alarmierende Verkehrstransformation in Baden-Württemberg, die durch Begriffe wie Stuttgart 21 und Feinstaubalarm gekennzeichnet ist. Stuttgart 21 ist das größte Projekt der Deutschen Bahn, bei dem der Hauptbahnhof Stuttgart renoviert und erweitert wird. Dieses Vorhaben hat Kontroversen ausgelöst, aber wird dennoch durchgeführt. Die Transformation begann im Jahr 2011 mit einer Koalition aus SPD und Grünen, die erstmals die Regierung in Baden-Württemberg übernahmen. Dies spiegelte die Wut der Bürger über Korruption und die Auswirkungen der Fukushima-Katastrophe wider und ebnete den Weg für die Energiewende und die Verkehrswende im Land.
Die Grünen in Baden-Württemberg stehen zwischen ökologischen Überzeugungen und wirtschaftlicher Realität. Der Übergang zur Elektromobilität ist ein Schritt, der die deutsche Automobilindustrie vor Herausforderungen stellt. Die Stadt Stuttgart versucht, zwischen der Autoindustrie und dem Bedürfnis nach nachhaltiger Entwicklung zu vermitteln. Ein entschiedenes Dieselverbot ist aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands nicht möglich. Stattdessen setzt die Stadt auf Maßnahmen wie den Feinstaubalarm, um das Bewusstsein für Umweltprobleme zu schärfen. Obwohl die Regulierung noch zahnlos ist, haben koordinierte Anreize wie die Polygo-Karte, die Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, E-Ladestationen und Car-Sharing ermöglicht, gewisse Wirkung gezeigt. Die Stadt warnt jedoch, dass ein Dieselverbot definitiv kommt, während sie gleichzeitig auf die Sparsamkeit der schwäbischen Bevölkerung setzt.