Auf dem Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart gab es in diesem Jahr große Veränderungen. Annegret Richter, Geschäftsführerin von AG Animationsfilms, dem Deutschen Animationsverband, hat die Position der neuen Künstlerischen Leiterin übernommen. Sie war jahrelang Leiterin der Animationsabteilung beim Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilme (Dok Leipzig) und zuvor künstlerische und geschäftsführende Leiterin des Internationalen Kurzfilmfestivals in Dresden. Die Eröffnungsfeier war kurz und stark von animierten Inhalten geprägt. Das Festival bot erstmals einen Café-Treffpunkt und alle Veranstaltungen wurden von Gastgebern auf Englisch moderiert. Die Festivalleitung besteht nun aus einem rein weiblichen Team, darunter Anja Bickele und Andrea Bauer.
Das Festival präsentierte insgesamt fünf Internationale Wettbewerbsprogramme, die von starken Filmen geprägt waren. Der erste Wettbewerbsfilm, “The Miracle” von Nienke Deutz aus den Niederlanden, erzählt die Geschichte einer Frau, die sich während ihres Traumurlaubs in einem Hotel mit “schönen Menschen” fehl am Platz fühlt. Der Film “Recondari” von Carolina Paz Cruz Merchant aus Chile beleuchtet das Leben unter der Militärdiktatur Pinochets aus der Sicht von zwei siebenjährigen Mädchen, deren Freundschaft durch politische Ereignisse zerrissen wird. Weitere herausragende Filme waren “Letzte Generale – Der Bunkerfilm” des deutschen Animators Jochem Kuhn und “Mee and Burd” von Greg Mcleod, der den Publikumspreis gewann.
Die ukrainische Animatorin Sofia Melnky präsentierte mit “Mariupol: A Hundred Nights” einen berührenden Film über die Schrecken des Krieges während der russischen Invasion in der Ukraine. Der tschechische Animator Daria Kashcheeva beeindruckte mit dem Film “Electra”, der sich mit Kindheitserinnerungen, Selbstentdeckung und echter Emotionen auseinandersetzt. Es gab auch spezielle Veranstaltungen zu Filmen aus Irland, darunter “Puffin Rock and New Friends” für jüngere Zuschauer.
Parallel zum Festival fand auch die FMX (Film and Media Exchange) statt, eine Konferenz, die sich mit Animation, Effekten und interaktiven Medien befasst. In diesem Jahr stand die Konferenz unter dem Motto “Connecting Ideas”. Es gab zahlreiche Präsentationen, Diskussionen und die Möglichkeit, innovative Technologien und Projekte aus erster Hand kennenzulernen. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf dem Austausch zwischen talentierten Nachwuchskräften und etablierten Profis der Branche.
Zu den Gewinnern des Festivals gehörten Filme wie “27” von Flora Anna Buda, “Mariupol: A Hundred Nights” von Sofia Melnky und “Dodo” von Yi Luo. Darüber hinaus wurden Preise für das beste Studentenwerk, den besten Spielfilm und das beste Kinderprogramm verliehen. Die FMX bot auch Gelegenheiten zum Networking, zur Präsentation von Abschlussarbeiten und zur Interaktion mit führenden Studios aus der ganzen Welt.
Die Festivalteilnehmer konnten neben den Filmvorführungen auch an Masterclasses, Diskussionsrunden und Präsentationen teilnehmen. Die Veranstaltungen und Präsentationen deckten eine Vielzahl von Themen ab, von der Filmemacherei über die Musikgestaltung bis zur Spieleentwicklung. Insgesamt war das Festival eine gelungene Mischung aus Kunst, Kultur und Innovation, die Animationsfans aus aller Welt anzog.
Die Veranstalter wurden für ihre herausragende Arbeit gelobt und erhielten Lob für die Vielfalt und Qualität des Programms. Das Festival war nicht nur eine Plattform für Kreativität und Talent, sondern auch eine Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung in der Animationsbranche. Die nächste Ausgabe des Festivals ist für 2025 geplant und verspricht erneut ein spannendes und inspirierendes Ereignis für Animationsliebhaber und Fachleute aus der ganzen Welt zu werden.