Kultur

Kürzung der Fördermittel zwingt zur Fusion der SWR Sinfonie und Stuttgarter Rundfunkorchester in Deutschland | Klassische Musik

Kürzung der Fördermittel zwingt zur Fusion der SWR Sinfonie und Stuttgarter Rundfunkorchester in Deutschland | Klassische Musik

Deutschland, das Land mit funktionsfähiger dezentralisierter Regierung, glänzenden, unbegrenzten Autobahnen und einer ähnlich uneingeschränkten Leidenschaft, Liebe und staatlichen Unterstützung für die reichste, vielfältigste, angesehenste und vielleicht größte Orchesterkultur der Welt. Ja und nein: Die staatliche Unterstützung ist in den letzten Jahrzehnten langsam, aber stetig zurückgegangen und 36 Orchester wurden in den letzten 20 Jahren aufgelöst. Dennoch befindet sich Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern (mit der möglichen Ausnahme von Finnland) immer noch in einer erstaunlich günstigen Situation, aber es steht ein bedeutender Verlust bevor, wenn sich 2016 das SWR-Sinfonieorchester mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammenschließt.

Zur Klärung möglicher Verwirrung: Derzeit gibt es zwei völlig unterschiedliche Sinfonieorchester mit unterschiedlichen Aufgaben, Spielkulturen und Fachgebieten, die beide von Südwestrundfunk finanziert werden, dem öffentlichen Rundfunk für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Das mag nach einem Überfluss an Reichtümern klingen, aber in Wirklichkeit deckt der Radiosender eine Bevölkerung von fast 15 Millionen Menschen ab, und die Orchester haben radikal unterschiedliche Identitäten. Sie gehören zu den mutigsten in Deutschland: SWR ist seit seiner Gründung im Jahr 1946 einer der überzeugendsten Befürworter neuer Orchestermusik, eine Tradition, die mit Michael Gielen und dem derzeitigen Amtsinhaber, François-Xavier Roth, fortgesetzt wurde. Das Radio Stuttgart hingegen widmet sich eher konventionellem Repertoire, aber unter Dirigenten wie Sergiu Celibidache und Roger Norrington oft in radikalen Interpretationen.

Der Leiter des Südwestrundfunks entschied jedoch, dass die Orchester fusionieren sollten. Es handelt sich um eine kostensparende Maßnahme, die scheinbar dem kulturellen und bildungspolitischen Auftrag des Radiosenders in seiner Charta mit dem Bundesunternehmen zuwiderläuft – zumindest behaupteten das Michael Gielen und 160 dirigierende Unterzeichner in einem offenen Brief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 13. November. Die Reaktion des SWR-Leiters gibt denjenigen, die beide Orchester am Leben erhalten möchten, wenig Hoffnung – “Im Jahr 2016 wird Deutschland ja ein Orchester weniger haben. Aber: Wir werden im neuen SWR-Sinfonieorchester ein weiteres Orchester in Deutschland haben, dessen Zukunft gesichert ist” – und die Frage ist nun, welchen Einfluss das Eingreifen der Dirigenten und ihrer Briefe haben kann. Dies ist jedoch eine Sache, die Unterstützung benötigt: Der Verlust eines der Orchester bedeutet das Ende eines der innovativsten Orchesterensembles – ob es sich nun um das aktuelle SWR’s Engagement für Neues oder die Verpflichtung des Radio Stuttgart zur Neugestaltung der Klassiker handelt – weltweit.

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