Mike Stuchbery erklärt, wie Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern einen dynamischeren Dialog mit seiner traumatischen imperialen Vergangenheit führt. Stuttgart, die Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg, scheint ständig einen Dialog mit der jüngsten Vergangenheit zu führen. Anstelle von triumphalen Figuren gedenken die Denkmäler in Stuttgart einer Abwesenheit, von etwas, das weggerissen wurde.
Das Stolpersteine-Projekt des Künstlers Gunther Demnig ist möglicherweise das größte Gedenkprojekt, das jemals unternommen wurde. Überall in Stuttgart sind etwa 500 dieser kleinen Messingplaketten vor den Adressen der von den Nazis ermordeten oder deportierten Personen verlegt. Ein anderes Denkmal in Nordbahnhof erinnert an die Nazi-Deportationen von 2.600 Juden, während das ehemalige Gestapo-Hauptquartier, das jetzt ein Museum ist, eine Gedenktafel für eine jüdische Frau namens Else-Josenhans trägt, die dort hingerichtet wurde.
In der Nähe des Oberlandesgerichts von Baden-Württemberg steht eine Gedenkstätte für die judiziellen Opfer des Nationalsozialismus, wo Hunderte hingerichtet wurden. Der Birkenkopf, ein künstlicher Hügel in Stuttgart, der aus den Trümmern der bombardierten Stadt erbaut wurde, trägt ebenfalls zur Erinnerung an die Vergangenheit bei. Die Erinnerungen an die Vergangenheit sind in Form von Denkmälern und Gedenkstätten allgegenwärtig und dienen als Mahnung für die Verletzungen der Vergangenheit.
Anders als in anderen Ländern gibt es in Deutschland noch keine gezielte Zerstörung von Denkmälern, die Teil eines kulturellen Wandels sind. Die Bemühungen der Deutschen, ehrlich und offen über ihre Vergangenheit zu diskutieren, haben dazu beigetragen, dass Wunden heilen können. Der Schmerz und die Traumata der Vergangenheit werden nicht verdrängt, sondern als Teil der nationalen Identität angesehen. Erst durch einen offenen Dialog mit der Vergangenheit können wir voranschreiten.