Wohin Dänemark auch während der Europameisterschaft spielt, wird die Stadt unweigerlich rot gefärbt. Letzten Sonntag nahmen Tausende von dänischen Fans, die vor ihrem ersten Spiel gegen Slowenien standen, Stuttgart vorübergehend ein. Sie trugen leuchtend rote Hummel-Fußballtrikots aus verschiedenen Jahrzehnten mit passenden Wikingerhelmen auf dem Kopf. Passend zu einer karnevalähnlichen Atmosphäre gab es einen begleitenden Festwagen: Der Roliganbussen, ein 30 Jahre alter Volvo B10M, der eine dramatische Verwandlung durchgemacht hat. Der Bus, der in den Landesfarben Rot und Weiß bemalt ist, fuhr neben den Fußballfans, spielte Fußballhymnen ab und wurde von deutschen Polizeiautos begleitet, als er zum Campingplatz in der Nähe der Stuttgarter Arena fuhr.
Der Bus verkörpert die Einstellung der dänischen Fans zur Fußball-Fankultur. Sie wollen Spaß haben, aber auf friedliche, respektvolle und farbenfrohe Weise. Das dänische Wort „Rolig“ bedeutet ruhig oder leise und der Begriff „Roligan“ wurde in den 80er Jahren von einer Zeitung geprägt, als der Hooliganismus in ganz Europa grassierte. Aus Roligan entstand der eingängige inoffizielle Begriff „Rooligan“: der Anti-Hooligan. Jan Leth ist einer von ihnen und gehört zu einer Gruppe von fünf Fans, die den Roliganbussen während des Turniers sowohl als Transportmittel als auch als Schlafplatz nutzen.
Es ist bereits das dritte Mal, dass er zu einem großen Turnier in einem Wohnmobil gereist ist. Die dänische Kultur des Roliganismus wird nicht von allen gleichermaßen unterstützt, insbesondere von den Ultra-Fans der dänischen Vereine, die eine leidenschaftlichere Unterstützung der Nationalmannschaft bevorzugen. Trotzdem hat der Roliganismus unter den meisten Dänen großen Zuspruch gefunden. Der Bus wird auch für wohltätige Zwecke genutzt. Er unterstützt die dänische Charity-Organisation KidsAID, die Ausflüge und Aktivitäten für kranke und gefährdete Kinder und Jugendliche organisiert.
Es gibt auch eine Verpflichtung, diese einzigartige Facette der dänischen Fußballfan-Kultur zu bewahren und sicherzustellen, dass sie im Laufe der Zeit bestehen bleibt. Jan Leth hat dieses Mal seinen Sohn zum Turnier begleitet, der skeptisch war, bis er und sein Vater am Eröffnungsabend der Euro 2024 mit deutschen und schottischen Fans für Selfies posierten. Es gibt Hoffnung, dass diese Tradition weitergegeben und auch in Zukunft gepflegt wird.
