Neun Personen, die des Terrorismus angeklagt wurden, weil sie angeblich an einem rechtsgerichteten Komplott zur Stürzung der deutschen Regierung beteiligt waren, wurden am Montag in einem von drei zusammenhängenden Fällen vor Gericht gestellt. Der Prozess in Stuttgart ist der erste, der im Zusammenhang mit der angeblichen Verschwörung eröffnet wurde, die Ende 2022 bekannt wurde. Er konzentriert sich auf die Angeklagten der Reichsbürger-Gruppe, die angeblich Teil ihres sogenannten militärischen Arms waren, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa. Bundesanwälte erhoben im Dezember Terrorismusanklagen gegen insgesamt 27 Personen, von denen eine seitdem verstorben ist. Neun weitere Verdächtige, darunter ein selbst ernannter Prinz und ein ehemaliges Mitglied des rechtsgerichteten Alternative für Deutschland-Partei, werden am 21. Mai vor einem Frankfurter Landgericht im prominentesten der drei Fälle vor Gericht gestellt. Die anderen acht werden am 18. Juni in München vor Gericht gestellt.
Im Frankfurter Fall sind Heinrich XIII. Prinz Reuss, den die Gruppe angeblich als Deutschlands vorübergehenden neuen Anführer einsetzen wollte, Birgit Malsack-Winkemann, eine Richterin und ehemalige Politikerin der AfD, und ein pensionierter Fallschirmjäger beteiligt. Die Verfahren der drei Fälle werden voraussichtlich bis weit ins Jahr 2025 dauern. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sagte im öffentlichen Fernsehen des ZDF, dass der Prozess “die Stärke unseres Rechtsstaates zeigt, dass das größte terroristische Netzwerk von Reichsbürgern bislang (…) für seine militärischen Pläne zur Umstürzung der Regierung Verantwortung übernehmen muss.”
Die Ankläger haben erklärt, dass die Angeklagten an ein “Konglomerat von Verschwörungsmythen” glaubten, darunter Reichsbürger- und QAnon-Ideologie, und davon überzeugt waren, dass Deutschland von einem sogenannten Deep State regiert wird. Anhänger der Reichsbürgerbewegung lehnen die Nachkriegsverfassung Deutschlands ab und haben die Forderung erhoben, die Regierung zu stürzen, während QAnon eine globale Verschwörungstheorie mit Wurzeln in den Vereinigten Staaten ist. Laut Anklägern plante die Gruppe, in das Parlamentsgebäude in Berlin einzudringen und Abgeordnete zu verhaften. Sie beabsichtigte angeblich, hauptsächlich mit Russland, einem der Alliierten des Zweiten Weltkriegs, eine Nachputsch-Ordnung auszuhandeln.
Die neun Angeklagten im Stuttgarter Prozess sind angeklagt wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und “Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens”. Einer der Angeklagten steht außerdem wegen versuchten Mordes vor Gericht, so die dpa. Die meisten der neun Verdächtigen im Frankfurter Prozess sind ebenfalls wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und “Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens” angeklagt. Die anderen acht mutmaßlichen Mitglieder der Gruppe wurden in separaten Anklagen vor dem Gericht in München angeklagt.