Bleiben Sie informiert mit kostenlosen Updates – Melden Sie sich einfach für den deutschen Politik myFT Digest an, der direkt in Ihren Posteingang geliefert wird. In Stuttgart begann am Montag der Prozess gegen neun Männer, die wegen Hochverrats und der Planung eines gewaltsamen Staatsstreichs angeklagt sind. Dieser Fall hat die Bedrohung der demokratischen Institutionen in Deutschland durch rechtsextreme Extremisten aufgezeigt. Die Angeklagten sind Teil von insgesamt 27 Personen, die der Verschwörung beschuldigt werden, die deutsche Regierung zu stürzen, den Aristokraten Heinrich XIII. Prinz Reuss als nationalen Führer einzusetzen und das Kriegsrecht zu verkünden.
Die neun Angeklagten in Stuttgart sollen den “militärischen Arm” der Staatsstreich-Verschwörer gebildet haben. Die politischen Rädelsführer werden am 21. Mai in Frankfurt vor Gericht gestellt, und ein dritter Prozess mit den Mitgliedern der Verschwörung soll am 18. Juni in München beginnen. Zusammen stellen diese drei Prozesse eine der größten und komplexesten Gerichtsverfahren in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands dar. Die Angeklagten stammen aus der “Reichsbürger”-Bewegung, einer lockeren Vereinigung von Verschwörungstheoretikern, Rassisten und Fantasten, die den deutschen Staat in seiner aktuellen Form nicht anerkennen und sich nach der Restaurierung der Monarchie sehnen.
Die Reichsbürger, die oft ihre eigenen Pässe und Briefmarken ausstellen und Geldstrafen von lokalen Behörden nicht zahlen, wurden lange Zeit als harmlose Spinner abgetan. Aber die öffentliche Wahrnehmung der Bewegung hat sich seit den Staatsstreich-Vorwürfen, die Ende 2022 aufgetaucht sind, deutlich verschärft. Die Anklage besagt, dass die Militärgruppe geplant hatte, die Macht mit Waffen zu übernehmen und ein landesweites System von mehr als 280 Militäreinheiten aufzubauen. Bei ihrer Verhaftung hatten sie laut Staatsanwaltschaft 500.000 Euro Bargeld von Mitgliedern und Spendern gesammelt und einen Vorrat von 380 Schusswaffen, 350 blanken Waffen und 148.000 Schuss Munition aufgebaut.
Die Anklage besagt, dass die Verschwörer nach der Absetzung der Bundesregierung die russische Regierung kontaktieren wollten, um eine neue Ordnung für Deutschland auszuhandeln. Mitglieder der Reuss-Gruppe versuchten laut den Ermittlern auch, russische Beamte an diplomatischen Orten in Deutschland und an mindestens einem Ort in der Slowakei zu treffen. Andreas Singer, Präsident des Stuttgarter Gerichts, bezeichnete den Prozess als einen der größten nationalen Sicherheitsprozesse in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands, der fünf Richter, zwei Ersatzrichter und 22 Verteidiger umfasst. Der Prozess in Frankfurt umfasst Heinrich XIII. sowie einen ehemaligen Richter und Ex-Gesetzgeber der anti-immigrantischen Alternative für Deutschland, der laut den Ermittlern als Justizminister nach dem Putsch dienen sollte.