Viele Festivalveranstalter sehen sich aufgrund der Umstände gezwungen, ihre bevorstehenden Ausgaben abzusagen und stattdessen virtuelle Veranstaltungen abzuhalten. Angesichts des Zeitdrucks und des Mangels an Präzedenzfällen improvisieren sie mehr oder weniger ihre Modelle. Die verschiedenen Ansätze, die sie verfolgen, stellen ein großes Experiment in der Online-Verteilung und Ausstellung dar.
Ein interessanter Fall ist das International Festival of Animated Film in Stuttgart (ITFS), eines der größten Animationsfestivals Europas, das letzten Monat ankündigte, dass es in diesem Jahr online gehen würde. Die Organisatoren haben nun die Details von OnlineFestival.ITFS.de bekannt gegeben, das vom 5. bis 10. Mai stattfinden wird.
Die Veranstaltung wird aus drei Ebenen bestehen: eine kostenlose und zwei kostenpflichtige. OnlineFestival Free wird jeden Tag eine Mischung aus moderierten Interviews, Live-Panels und Kurzfilmen sowie die Eröffnungs- und Preisverleihungszeremonien bieten – alles live gestreamt. Es wird auch eine kostenlose Gamezone geben, die Spiele für Kinder und Erwachsene, Präsentationen von Schulen und Studios, Workshops und Vorlesungen sowie einen Fokus auf die Nominierten für den Animated Games Award Germany 2020 anbietet.
Für eine einmalige Gebühr von 9,99 € (10,68 US-Dollar) können Zuschauer auf OnlineFestival+ zugreifen, das On-Demand-Streams von in Wettbewerben ausgewählten Kurzfilmen, Eigenproduktionen und Highlights der letzten Jahre bietet – über 250 Filme insgesamt -, sowie Videoaussagen von Filmemachern. Die Auswahl umfasst bekannte Kurzfilme wie Konstantin Bronzits “He Can’t Live Without Cosmos” und Tomek Popakuls “Acid Rain”, sowie Klassiker wie Adam Elliots “Mary & Max” und Neues wie Eduardo Riveros “A Costume for Nicolas”, eine Premiere aus Mexiko.
OnlineFestival Pro richtet sich an Branchenprofis. Es wird Gespräche und Meisterkurse, darunter einen von Ernest & Celestine Co-Regisseur Benjamin Renner, Links zum Schwester-Event Animation Production Days des ITFS, einem Co-Produktions- und Finanzierungsmarkt, sowie Zugang zum Animated Video Market, wo man rund 1.900 Filme sehen kann, die in diesem Jahr beim Festival eingereicht wurden.
Dieses Multi-Ebenen-Modell ist eines der differenzierteren, das wir bisher gesehen haben. ITFS hatte natürlich mehr Zeit, um es zu entwickeln als Festivals, die bereits Online-Ausgaben abgehalten haben, wie Ann Arbor und SXSW. Ob es funktioniert – sowohl kommerziell als auch technisch -, bleibt abzuwarten. In jedem Fall betrachtet ITFS virtuelle Ausgaben nicht als langfristige Lösung, wie Dieter Krauss, der kaufmännische Geschäftsführer des Festivals, klarstellte.
Kürzlich haben wir mit Branchenvertretern darüber gesprochen, was der Wechsel zu Online-Festivals für sie bedeutet. Für weitere Informationen zu OnlineFestival.ITFS.de besuchen Sie die offizielle Website.