Obwohl Demokratie in ganz Europa positiv betrachtet wird, ist wenig darüber bekannt, welche Art von demokratischen Prozessen Bürger unterstützen. Neue Forschungen in Deutschland zeigen, dass enttäuschte Bürger eine stärkere Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen wünschen, unabhängig vom konkreten Beteiligungsformat.
Die Autoren stellten fest, dass Bürger in Deutschland vor allem ein integriertes Regierungsschema bevorzugen, das repräsentative Demokratie mit dialogischen und direktdemokratischen Instrumenten kombiniert. Es gibt auch einen populistischen Impuls, der eine stärkere Stimme des Volkes und partizipative Regierungsschemata fordert, unabhängig vom konkreten Beteiligungsformat.
Die Autoren führten ein Online-Experiment mit deutschen Bürgern durch, bei dem sie mit vier verschiedenen Regierungsschemata konfrontiert wurden: repräsentative Demokratie, direkte Demokratie, Bürgerdialog und ein integratives Modell. Die Teilnehmer zeigten besonderes Interesse an dem integrativen Regierungsschema, unabhängig davon, ob sie Gelegenheit hatten, zu deliberieren oder nicht.
Überraschenderweise führte die Deliberation selbst nicht zu informierteren oder unterschiedlichen Präferenzen als Information oder das zweimalige Nachdenken. Die Präferenzen der Teilnehmer schienen bereits vor dem Experiment gut strukturiert zu sein und waren stark mit ihren grundlegenden demokratischen Werten (Bürgerbeteiligung gegen effiziente Delegationsentscheidungen) verbunden.
Das Experiment zeigt, dass die existierende Umfrageforschung bezüglich demokratischer Präferenzen möglicherweise nicht darauf hinweist, was Bürger sich von der Demokratie wünschen. Die Ergebnisse werfen auch Fragen zur Rolle der Deliberation bei der Beeinflussung der Bürgerpräferenzen auf.
